VEGETABILE FORMEN AUS SCHWARZER KERAMIK

UN_CHAIN OF PEARLS
UN
193 Nationen sind in der UN verbunden, sie gehören zusammen und sind aufeinander angewiesen. All diese 193 Nationen sind vom Klimawandel betroffen und in Bonn finden sie regelmäßig zusammen, um für eine gemeinsame Zukunft zu kämpfen. Nicht immer einer Meinung, kann sich jedes einzelne Mitglied aber im Zweifelsfall auf ein anderes stützen. Miteinander verbunden durch ein vereinigendes, unsichtbares Band, übernehmen die Mitgliedsstaaten der UN zusammen Verantwortung für die nachhaltige Zukunft unseres Erdballs.
Konzept
Chain of Pearls symbolisiert zwei Dinge: einerseits die Verbundenheit der Weltgemeinschaft in der UN, andererseits die gegenseitige Abhängigkeit der einzelnen Staaten voneinander.
Eine Kette von 193 großen Tonperlen liegt in der parkartigen Landschaft inmitten des UN Campus, von Menschenhand geschaffen und doch in ihrer Dimension monumentalisiert, schmiegt sich die Kette in den Rasen und lädt ein: Jeder Besucher, jeder Passant kann sich auf den Perlen niederlassen und damit symbolhaft an der Vereinigung der 193 UN-Mitglieder teilhaben. Unabhängig von der sie umgebenden Architektur wird die Perlenkette zu einem natürlichen Mittelpunkt des UN Campus. Kein Denkmal, kein Mahnmal, viel eher eine spielerische Form der Annäherung an ein nobles Thema, schafft es die Perlenkette, das Symbolhafte auf menschliches Maß zu bringen. Wir können die Kette benutzen, wir können teilhaben und dennoch sehen, was für eine großartige Leistung es ist, 193 Staaten miteinander zu verbinden.
Form und Konstruktion
Die 193 Sitzperlen sind aus Ton, sie werden individuell von Hand gefertigt. Sie sind wetter- und frostbeständig. In der Größe variieren die Tonperlen und spiegeln so die Unterschiedlichkeit der Nationen. Die Höhe variiert zwischen 35 und 45 cm, ganz so, dass jeder, der sich setzen will, sein persönliches Maß findet.
Im Idealfall wird jede Perle aus dem typischen Ton eines jeden Mitgliedstsaates der UN geformt, so dass die Urform künstlerischen Schaffens aller Nationen dieser Welt auf dem UN-Campus wiedervereint werden. Der Ton ist naturbelassen, er wird nicht glasiert, nur die vielen unterschiedlichen Tonfarben lassen die Tonkette unter den alten Bäumen zwischen Ärztehaus, Altem Abgeordnetenhaus und Wasserwerk ausgelegt schimmern.Die Perlen sind dickwandig (1-2 cm) und hochgebrannt – damit sind belastbar, stabil und wetterfest. Auf ein Stahlseil aufgefädelt sind alle Perlen miteinander untrennbar verbunden, aber dennoch variabel. Im Laufe der Jahre wird sich der Standort immer wieder verändern, die Kette passt sich ihren Benutzern an.
Sinn
Kette und Perlen fordern uns auf sie zu benutzen – zum Sitzen, Balancieren und Entspannen. Wie eine abgelegte Kette auf einer Kommode verändert sich ihre Lage, ganz den Bedürfnissen von Flaneuren, UN-Mitarbeitern und Besuchern angemessen. Jede der Tonperlen steht stellvertretend für eine Nation. Ohne die Herkunft des Tons im Einzelnen zu verraten, kann sich der Vorbeikommende aussuchen, aus welchem Land denn der Ton der einzelnen Perlen stammen könnte. Doch das Geheimnis wird nicht gelüftet. Vielmehr schiebt sich ein anderer Gedanke in den Vordergrund: es ist die Gesamtheit der Perlen, die uns wichtig ist. Alle Länder gehören untrennbar zueinander, die Kette all der Nationen in der UN ist das, was wir brauchen. Kein Land wird einem anderen vorgezogen, alle sind gleichberechtigt. Die Kette ist ein Schmuckstück, das uns aufzeigt, wie schön es sein kann gemeinsam im gleichen Boot sitzen und dass wir nur so stark sind, wie das schwächste Glied in unserer Kette. Und der Ton, das Urmaterial in allen Kulturen, ist Ursprung und Ziel menschlicher Existenz: in Jahrtausenden wird es wieder zu dem was es einmal war: Lehm.
Materialien
– im Hochbrand versinterte Tonsorten, also frostbeständig, steinhart und dadurch für den Außenraum in dieser spezifischen Funktion ganzjährig geeignet
– in den Farben schwarz, rot, gelb, ocker weiß.
– Stahlseil
– gegebenenfalls Kautschuk zur Ummantelung des Stahlseiles und zur Abpufferung der Berührungspunkte der Perlen
Konstruktion
Die Perlen sind von Hand individuell gefertigt und werden vor Ort auf das Stahlseil aufgefädelt, dieses wird an seinen Enden festverbunden, kann jedoch gegebenenfalls mit Spezialwerkzeug gelöst werden. Sie liegen locker auf dem Boden und können bei Bedarf oder nach Lust und Laune aber in sich verbunden bewegt werden. Zum besseren Handling bei Wartungs- oder Änderungsmaßnahmen könnte das Stahlseil sogar alle 10 m lösbar konstruiert sein.
Gewicht/Maße
1 Perle wiegt zwischen 20 und 40 kg. Die Kette aus 193 Perlen wird eine Länge von ca. 80 m haben, bei einem Gesamtgewicht von 5 bis 6 Tonnen.

 

 

 

 

 

 

SITZKUGEL aus schwarzbrennendem Ton, H 45 x Ø 60 cm

 

KAKTUS, Detail

 

 

KAKTUS, von oben

 

KAKTUS #1, aus 33 Elementen, H 60 x Ø 50 cm, 2014

 

KAKTUS #1, Zeichnung, M 1:1, H 150 x B 100 cm, Kohle auf Papier, 2017

 

ELLIPSOID #1, aus 137 Elementen, H 28 x Ø 88 cm, 2017

 

ELLIPSOID #1, Zeichnung, M 1:1, H 150 x B 100 cm, Kohle auf Papier, 2017

 

 

 

 

VEGETABILE FORMEN AUS SCHWARZER KERAMIK

Organische Formen und Wachstumsprozesse übersetze ich in die keramische und konstruktive Aufbautechnik aus Tonplatten.

Die beiden Arbeiten KAKTUS #1 und ELLIPSOID #1 wurden in der Ausstellung WAS IST RAUM in Krefeld gezeigt. Hierzu ist der folgende Text entstanden.

WAS IST RAUM

Raum zu gestalten und zu strukturieren ist plastisches Handeln in Relationen.

Als Innenarchitektin und Bildhauerin verfolge ich verschiedene Herangehensweisen:

Zum einen bilde ich Raum, indem ich Kunst für einen spezifischen Ort entwickle, zum anderen, nehme ich Raum um mir ein formales Thema plastisch anzuverwandeln.

Die Entwicklung meiner Arbeit erfolgt zumeist anhand von Skizzen und Entwürfen bis hin zu Werkzeichnungen in Originalgröße. Durch die perspektivische Konstruktion und Tonwertsetzungen erarbeite, konkretisiere und analysiere ich in der 2D-Fläche meine 3D-Form-Ideen. Ausgangspunkte bilden, zum einen der RAUM mit seinen besonderen Gegebenheiten, seinen spezifischen Maßen und Proportionen, seine Funktion und Anforderungen. Der Anlass hierzu kann eine Stütze, eine Wand, eine Decke oder ein anderes architektonisches Element sein. Andererseits kann eine abstrakte geometrische FORM oder ein organisches Wachstumsprinzip, der Ausgangspunkt für eine plastische räumliche Auseinandersetzung sein.

Mein bevorzugtes Material ist zur Zeit Ton – besonders schwarzbrennender. Das archaische und nachhaltige Material ist im rohen Zustand weich und formbar, nach dem Brand bei 1200°C jedoch hart wie Stein.

Die Formen stelle ich auf der Basis eines „Schnittmusters“ aus gewalzten Tonplatten her und setze diese materialgerecht zu plastischen Körpern zusammen. Jedes Einzelteil, jede Form ist von Hand erstellt, jeder Handgriff, jedes Einritzen, Zusammenfügen, Drücken, Schlagen und in Formklopfen, hinterlässt Spuren, die den Entstehungsprozess dauerhaft sichtbar machen. So wird jedes Teilelement, jede Arbeit zu einem Unikat. Diese sind Zeugnisse einer Auseinandersetzung mit dem Material, erzählen die Geschichte ihrer Entstehung und beleben die authentisch bearbeitete Oberfläche und Form durch ihr Licht- und Schattenspiel.

Ein wichtiger kulturübergreifender Bezug ist zudem durch die japanische Ästhetik des „Unperfekten“, des sogenannten „Wabi-Sabi“ gegeben: Kleine Formabweichungen, Unregelmäßigkeiten, im Arbeitsprozess entstandene Spuren, die unperfekt, individuell, einfach in Material und Form sind, stehen für Lebendigkeit, Vergänglichkeit und sind so ein Spiegel des Wesens des Menschen.

Berlin 09.11.2017